Written by: Rudolf Uhrig

Ride with the wind outside urban

Die Iguazú-Wasserfälle, aus 20 größeren sowie 255 kleineren Wasserfällen bestehend, an der Grenze zwischen dem brasilianischen Bundesstaat Paraná und der argentinischen Provinz Misiones, sind eines der größten Naturschauspiele unserer Erde. Das fanden auch Indiana Jones und James Bond. Schon oft dienten sie als Filmkulisse.
Argentinien 2003

Unterwegs „im Ozean der Zeit, dort, wo das Glück wohnt“

Der Magie der Natur kann sich der Mensch nicht entziehen. Wir reisen bis ans andere Ende der Welt, um sie in einer uns unbekannten Laune zu erleben, und ziehen Kraft und Inspiration aus ihrer Schönheit.
Die Natur ist Ursprung und Basis des Lebens, alles kommt von ihr und geht zu ihr zurück. In ihr liegen alle Kräfte des Lebens, des Seins. Einzig die Natur ist authentisch und ehrlich.

Die in den Menschen angelegten Empfindungen von Schönheit, Reinheit und Harmonie entspringen einer jahrtausende alten Sicht der Menschheit auf die Natur. Es ist eine Beziehung, die schon seit Menschengedenken, und lange, lange darüber hinaus, besteht. Mal wird sie romantisiert, mal erschüttert und mal vernachlässigt, doch sie bleibt bestehen – bis in alle Ewigkeit.

Dabei benötigt der Mensch die Natur sehr viel mehr, als es umgekehrt der Fall ist. Und je mehr wir von ihr zerstören, um unsere Städte zu erweitern, gigantische Metropolregionen „erschaffen“, Straßen bauen, länger und breiter, immer höhere CO2-Konzentrationen ausstoßen, desto mehr sehnen wir uns am Ende nach Weite, frischer Luft und einsamen Momenten, aus denen wir neue Energie schöpfen für den hektischen Alltag zwischen Häuserschluchten, endlosen Staus auf verstopften Straßen und sich jagenden Terminen.

Weite Horizonte sehen, Ozeane und Wüsten, tiefe Wälder, die Schönheit von Gebirgen und Schluchten, Seen, Tälern, bewusst wahrnehmen, malerische Panoramen einfangen. Das Gefühl von Ehrfurcht vor ewigen Orten  wieder gewinnen.
Dabei muss es nicht der große Bruch mit der modernen Gesellschaft sein: Koffer packen, Schuhe schnüren und Kamera nicht vergessen.
Draußen sein bei Wind, Sonne, Regen und Schnee, bei Kälte und Wärme. Spüren und fühlen, riechen und schmecken, Neues erfahren, wach geküsst werden, Ruhe und Balance finden.
Einfach ein bisschen den Durst nach Freiheit und Frieden stillen und das „great, wide open“ unserer Erde genießen.

[Macht und Kraft, Bewunderung und Andacht]

Aber spätestens wenn man da draußen in der Welt „spazieren geht“, sich der Allmacht der Natur stellt, im Orient den Märchen von 1001-Nacht begegnet, mit eigenen Augen sieht wo und wie sich der mächtigste Fluss der Erde, der Amazonas, durch den Regenwald schlängelt,  längst vergangenen Zeitaltern der Erdgeschichte auf der Spur ist, archaischen Urbildern nachspürt, „hört“, was uralte Bäume verraten,  riesige Gletscher, schäumende Geysire, brodelnde Vulkane, staubtrockene Geröllwüsten und atemberaubende Wasserfälle sieht und Kulturschätze im Dschungel findet, oder sich einfach nur von der atemberaubenden Schönheit eines Sonnenaufgangs und der meditativen Ruhe des beginnenden Tages am Meer verzaubern lässt,  da will man einfach mehr, viel mehr. Die Sehnsucht nach dem Anderen, nach dem Fremden, dem Exotischen ist riesengroß.

1991 traf ich in Venezuela einen Schweizer, der auf einer Hazienda arbeitete. Wir kamen ins Gespräch und ich sagte zu ihm: „… auch so ein Aussteiger“. Seine Antwort: „Ich bin ein Einsteiger in das Leben.“ Damals sicherlich eine Ausnahme, heute hingegen ist das globalisierte Nomadentum „normal“.
Haben Platon, Seneca , Hölderlin und Kleist nicht das „unstete Reisen durch die Welt als vergebliche Suche nach Einheit, Glück und Frieden entlarvt“? Nie zuvor gekannte Ausmaße hat das Reisen in unserer mobilen Erlebnisgesellschaft angenommen, insofern ist es eine Lebensbereicherung, eine Gemütserfrischung, Nahrung für die Seele, den Geist, aber als Suche nach dem wahren Glück muss es scheitern. So erkannte es bereits der römische Aufklärer Lukrez (ca. 1. Jahrhundert v.Chr.), der Reisen als Flucht vor sich selbst beschrieb.
Aber ist es nicht unsere Neugier auf die Welt, die Wissen schafft?
Und so meinte auch Oscar Wilde: „Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.“  Sein Zeitgenosse Wilhelm Busch brachte es freilich humoristischer zu Papier: „Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!